Die Berufung Gärtner

„Ihr tut ja nur Rasen mähen und ein wenig Blumen schneiden.“ Das sind so Sätze die man sich des häufigeren anhören darf. Ich lache darüber, nicht nur weil der gegenüber „Blume“ gesagt hat (verpönt unter Gärtnern), sondern auch da es viel mehr als Rasen mähen ist.

 

Es ist eine Berufung, die nicht nur das eigene Leben um so viel bereichert.

Die Arbeit mit lebenden Pflanzen und das ständige draußen sein, macht den Gärtner zu einem wandelnden Lexikon und einem laufenden Immunsystem.

 

Wenn man sich entscheidet eine Karriere als Gärtner einzuschlagen, hat man 5 Fachrichtungen die man wählen kann.

 

Fachrichtung Baumschule: Hier lernt man Sträucher und Bäume kennen. Von der Vermehrung per Steckholz und Veredlung, über die Kulturphasen, bis hin zum Verkauf. Allein der Unterschied zwischen Strauch und Baum ist vielen nicht bewusst. Bäume wachsen mit einem Haupt Stamm nach oben und bilden eine Krone. Wohin gegen Sträucher meist mit mehreren Trieben von unten raus wachsen und oft nicht so hoch werden wie Bäume.

Man lernt die Gewächse unserer Heimat kennen und ebenso die weiteren spannenden Pflanzen aus anderen Ländern. Diese sind durchaus bei uns winterhart und in der Gartengestaltung kaum wegzudenken.

Die fachliche Beratung ist auch ein sehr wichtiger Aufgabenbereich der Gärtner. Gerade in Zeiten von Klimawandel, Wasserknappheit und co, entstehen immer mehr „Problemstellen“ im Garten für die es eine Lösung geben muss.

Auch der professionelle Baumschnitt zählt zu den Aufgaben des Baumschulers.

 

Fachrichtung Gemüse und Obst: Gerade bei uns im Nürnberger Raum gibt es jede menge Gemüse Gärtnereien. Im „Knoblauchsland“ so wird das hier genannt, stolpert man von einem Gewächshaus ins nächste. In dieser Fachrichtung lernt man sämtliche Nutzpflanzen kennen, wie man sie vermehrt, kultiviert, erntet und auch verkauft.

Wie bei vielen Pflanzen geht es hier um die Massenproduktion. Möglichst höhe Stückzahlen zu einer gleich bleibenden Qualität, fordert präzise eingehaltene Kulturpläne und ein schnelles Arbeiten.

Gerade deswegen haben viele Gemüse Produzenten die neuste Technik. Hoch moderne doppelstöckige Gewächshäuser mit fliegenden Tischen, automatischer Bewässerung bis hin zur Kultivierung ohne Substrat. Auch der Begriff BIO hat in den letzten Jahren deutlich mehr an Bedeutung gewonnen, was auch hauptsächlich in dieser Branche umgesetzt wird.

 

Obstbau ist nicht überall vertreten, das kommt immer auf die Umgebung an, wo man gerade wohnt. Im Grunde beschäftigt man sich im Obstbau mit Bodenbeschaffenheiten, Veredeln von Obstbäumen, professioneller Obstbaumschnitt, Ernte, Verpacken, Sortieren. Aber auch Pflanzenschutz ist in der Obstplantage wichtig, das erkennen der Schädlinge. In den letzten Jahren sind jede Menge neue unbekannte Schädlinge hier in Deutschland aufgetreten. Diese gilt es zu erkennen und möglichst schnell wieder loszuwerden. Ein spannender Zweig des Gärtnerns, in dem man durchgehend draußen ist in der Natur und seine Ruhe hat.

 

Fachrichtung Zierpflanzenbau: Zierpflanzen sind meist einjährige Gewächse für den Outdoor Bereich. Sogenannte Saisonware, wie Primeln, Geranien und Gloxinien. Diese Pflanzen werden genaustens nach Kulturplänen kultiviert um zur richtigen Jahreszeit verkaufsfertig zu sein. Thema Gewächshausbau ist hier ganz Groß. Hierbei kommen oftmals auch sehr neumodische Techniken zum Einsatz die sehr verblüffend sind.

Der zweite Bereich neben den Saison Artikeln sind die Zimmerpflanzen. Hier ist das Feld auch ziemlich groß. Jedoch gibt es noch wenig Gärtnereien die sich von den Standard Artikeln mal loseisen und besondere Ware nicht nur verkaufen sondern auch kultivieren.

Als Zierpflanzen Gärtner lernt man ähnliche Fähigkeiten wie ein Staudengärtner. Man erlernt Fähigkeiten wie z.B. verschiedenste Vermehrungs Methoden, Kommissionieren, Pflanzen putzen, Pflanzen verpacken und natürlich auch Qualitätskontrolle. 

Thema Pflanzenschutz kommt in Zierpflanzen Gärtnereien viel zum Einsatz. Die Kundschaft erwartet eine top Ware, die sich nicht erst noch entwickeln soll sondern von vorn herein gut ausschaut. Dies ist nur möglich mit der strengen Überwachung von Dünger, Gießgaben und Pflanzenschutz. Biologischer Pflanzenschutz mit Nützlingen wird auch in diesem Bereich sehr viel angewendet. Wenn man unter Glas produziert bietet sich der Einsatz von Nützlingen auch an und ist sehr sinnvoll.

 

Fachrichtung Stauden: Kurz die Definition von Stauden. Stauden sind krautige Pflanzen, die mehrjährig sind und sich oft über den Winter in den Boden zurückziehen. Im Frühjahr treiben sie dann wieder aus und kommen irgendwann zur Blüte. Stauden sind Prozentual der umfangreichste Teil in der Botanik. Es gibt so unglaublich viele Stauden die man nie alle in einem Leben kennen lernen kann.

Der Staudengärtner ist hauptsächlich in der Vermehrung und Kultivierung der Stauden beschäftigt. Über verschiedene Steckling Methoden, Pinzieren, gezielte Düngergaben und Topfen ist hier alles dabei. Auch das Kommissionieren und Pflanzen putzen, Warenendkontrolle ist ein großer Teil der Arbeit eines Staudengärtners. Wenn man in einem Gartencenter arbeitet ist die Produktion deutlich nebensächlicher. Hier liegt der Fokus auf der Beratung der Privatkunden. Standort gerechte Pflanzungen, Beetplanung, Förderung der Artenvielfalt durch gezieltes Einsetzen von Blühpflanzen.

Hier geht der Staudengärtner einher mit dem Baumschulgärtner. Denn die Kunst ist es einen Garten zu planen, mit einer Mischung aus Stauden, Sträuchern und Bäumen.

 

Fachrichtung Friedhofsgärtnerei: Der Friedhof, ein spannender Ort. Ein Ort der Einsamkeit, der Ruhe, aber auch der Ort für Gemeinsamkeit und Frieden.

Immer weniger Menschen haben Lust oder Zeit sich um Gräber ihrer Angehörigen zu kümmern. Dies kann man dann an Friedhofs Gärtner abgeben. Sie pflegen die Gräber, legen neue Beete an und halten den Friedhof in Schuss.

Dauerauftrage mit wechselnder Saison Bepflanzung und Pflege stehen nicht selten auf dem  Tagesplan. Oftmals haben Friedhofsgärtnereien ihre eigene Produktion in der Nähe, wo sie ihre Pflanzen kultivieren.

Der Trend in den Friedhöfen geht weg von Saisonbepflanzungen. Immer mehr Leute wählen eher ein Urnen Grab als eine Erdbestattung.

Auch hier lässt Thema Klimawandel grüßen, der Trend geht hin zu einer dauerhaften Bepflanzung mit Stauden und kleinen Sträuchern. Dies verringert zum einen den Arbeitsaufwand, das Wasserproblem, und ist bei der richtigen Wahl der Pflanzen gut für die Artenvielfalt. Dies verändert den Beruf des Friedhofsgärtners ziemlich und stellt ihn vor neue Herausforderungen.

 

 

Jede einzelne dieser Fachrichtungen ist ein eigener Ausbildungsberuf. Die Ausbildung kann man mit jedem Schulabschluss anstreben. Die Dauer beträgt 3 Jahre. Mit Vorkenntnissen oder Abitur kann man die Ausbildungszeit verkürzen.

Jedoch ist eines sicher, als Gärtner lernt man nie aus. Je mehr man sich mit der Materie beschäftigt, desto mehr sieht man wie groß das Feld der Pflanzen eigentlich ist.

 

 

Es gibt noch weitere Gärtner Zweige die ebenfalls Ausbildungsberufe sind. Z.B. Florist, dieser macht hauptsächlich Sträuße und Gestecke.

Oder den Landschaftsgärtner, dieser führt die Gartenpläne  beim Kunden aus. Auch Rückschnitt und Pflaster Arbeiten sind ein großer Aufgabenbereich der Landschaftsgärtner.

 

Gärtnern ist unglaublich erfüllend.

Ist es die Arbeit mit lebenden Pflanzen, oder das ständige draußen sein an der frischen Luft?

Die Bestätigung wenn etwas wächst?

Die Bestätigung nach 5 oder 10 Jahren in einen Garten zu kommen, den man selbst entworfen und angepflanzt hat und der Plan aufgegangen ist?

Oder einfach nur die Ruhe wenn man alleine beim Unkraut zupfen ist und dabei die Gedanken schweifen lassen kann?

Ich glaube es ist eine Mischung aus all dem. Es wirkt beruhigend und befriedigend, obwohl man am Abend oftmals ziemlich k.o. ist.

Nicht ohne Grund wird bei der Diagnose Burnout eine Umschulung zum Gärtner empfohlen.

Gärtner ist der schönste Beruf der Welt und ich kann es nur jedem ans Herz legen.

 

 

 

„Wenn ich noch einmal auf die Welt komme,

werde ich Gärtner-

und das nächste Mal auch noch.

Denn für ein einziges Leben wird dieser Beruf zu groß“

 

Karl Foerster 1874-1970

Zurück zum Blog